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Das einzigartige Triple-Double: Bamberg gewinnt drei Jahre in Folge sowohl den Pokal als auch die Meisterschaft

2010, 2011 und 2012 gewannen die Brose Baskets aus Bamberg sowohl den Pokal als auch die Meisterschaft. Das dreifache Double ist ein einzigartiger Erfolg in der Geschichte der Bundesliga.

2012

2010, 2011 und 2012 gewannen die Brose Baskets aus Bamberg sowohl den Pokal als auch die Meisterschaft. Das dreifache Double ist ein einzigartiger Erfolg in der Geschichte der Bundesliga.

Auf schicksalhafte Weise war es Casey Jacobsen vorbehalten, das Werk zu vollenden. Jacobsen, der Kapitän, das Herz, die Seele der Mannschaft. Er also fing an jenem Sonntagnachmittag, dem 10. Juni 2012, den letzten Angriff der Ulmer ab, den Pass, der sie vielleicht noch zum Sieg geführt hätte. Jacobsen ging dazwischen, er sicherte den Ball, das 97:95 seiner Bamberger, das 3:0 im Best-of-five-Finale, die dritte Meisterschaft in Serie. Und, weil Bamberg ja auch stets den Pokal geholt hatte: das Triple Double.

Dreimal nacheinander das Double zu gewinnen, das ist so schwierig, so ungeheuer schwierig“, fand Jacobsen. Wie schwierig das war, zeigt der Fakt, dass seit Gründung der Bundesliga kein anderer Klub in drei aufeinanderfolgenden Jahren Meister und Pokalsieger geworden ist. Nicht Rekordchampion Bayer Leverkusen im Laufe seines Titelruns zwischen 1990 und 1996. Nicht ALBA BERLIN während seiner Dominanz von 1997 bis 2003.

„Es war immer extrem harte Arbeit an einem Standort wie Bamberg“, erinnert sich der damalige Manager Wolfgang Heyder. Er habe in all den Jahren kaum Zeit gehabt, die Erfolge zu genießen: „Wir waren die ersten, die abends von den Feiern weggingen, und am nächsten Morgen um sieben saßen wir wieder am Schreibtisch.“

Er musste ja ständig Sponsoren suchen, von denen es in einer Stadt mit 70.000 Einwohnern, in einer strukturschwachen Region wie Oberfranken, ja weit weniger gibt als in den Ballungsräumen um Leverkusen und Berlin. Obwohl sich schon der Autozulieferer Brose engagierte, seien die Bamberger nie Ligakrösus gewesen, sagt Heyder; das erste Double hätten sie mit dem achthöchsten Budget geholt.

2010 nutzten die Brose Baskets die Kuriosität, dass die vier ersten Teams der Bundesliga alle in der ersten Playoff-Runde scheiterten. Vom fünften Platz aus stürmten sie ins Finale, wo sie die damaligen DEUTSCHE BANK SKYLINERS mit 3:2 (im fünften Spiel mit 76:75) bezwangen – das Frankfurter Team, gegen das sie schon den Pokal geholt hatten. „Wir haben Nutzen daraus gezogen“, sagt Heyder, „und das Budget erhöht. Wir haben die Mannschaft zusammengehalten, obwohl sie jedes Jahr teurer geworden ist.“

Leverkusen hatte 1992 die Chance, das Triple-Double zu holen, aber ausgerechnet Bamberg gewann damals den Pokal im Finale gegen Stuttgart-Ludwigsburg.

FUN-FACT

„Das war eine Gruppe, die es genossen hat, miteinander zu spielen“, sagt der damalige Chefcoach Chris Fleming, der sie mit Heyder zusammengestellt und dann mit seinem Trainerstab geformt hatte. „Die Idee war, junge Spieler zu holen und über Jahre hinweg zu entwickeln, um einen erfahrenen Kern herum“, beschreibt der Amerikaner seine Philosophie. Mit der schuf er ein Team, das in der Bundesliga-Historie einzigartig ist.

Gleich neun Profis blieben die drei Jahre zusammen – die Amerikaner Casey Jacobsen, John Goldsberry und Brian Roberts, der später eingebürgerte Slowake Anton Gavel, der Serbe Predrag Suput, die Nationalspieler Tibor Pleiß und Karsten Tadda, die wenig eingesetzten Maurice Stuckey und Daniel Schmidt. „Gleichzeitig“, sagt Fleming, „haben wir immer wieder Impulse bekommen durch Zugänge.“ In der Saison 2010/11 war es der nicht mal zwei Meter große US-Center Kyle Hines – in Bamberg liebevoll „Karl-Heinz“ genannt –, der das Team verstärkte, im Jahr darauf waren es seine Landsleute P.J. Tucker, Marcus Slaughter und Julius Jenkins.

Beim Triple Double zeigten die Bamberger unterschiedliche Qualitäten. 2010/11 verloren sie dank der besten Defense der Liga in der Hauptrunde nur zweimal und mussten doch schwer um Meistertitel (3:2 gegen Berlin) und Pokal (69:66 gegen Braunschweig) kämpfen. Dafür hatten sie 2011/12 dank der stärksten Offense weniger Mühe, erst das Pokal- und dann das Playoff-Finale zu gewinnen, 82:73 gegen Bonn, 3:0 gegen Ulm.

Wenn Manager Heyder an die Zeit zurückdenkt, schwärmt er von der „hohen inneren Motivation“ der Spieler. Trainer Fleming bestätigt das: „Wir haben gute Jungs gehabt, die sich immer wieder motivieren konnten. Wenn du alles schon zwei Mal gewonnen hast, ist es schwer, alles noch ein drittes Mal zu gewinnen. Du musst den Charakter dafür haben.“

Und den prägte der ehemalige NBA-Profi Jacobsen, der Bamberg 2005 schon zum ersten Meistertitel verholfen hatte und nach anderweitigen Gastspielen 2009 zurückgekehrt war. „Casey war besonders, weil sein Leben nicht am Geld hing“, sagt Fleming, „er wollte Basketball genießen.“ Dem Kalifornier war wichtig, dass sich seine Familie wohlfühlte, dass er mit dem Trainer klarkam, mit den Mitspielern. „Casey hatte in Bamberg ein ganz hohes Standing, das hat ihm gefallen“, sagt Heyder. Dafür habe Jacobsen auf Geld verzichtet, das er anderswo hätte mehr bekommen können.

Während Jacobsen aus der NBA kam, schlugen einige Triple-Double-Helden den umgekehrten Weg ein: Roberts und Tucker wechselten in die NBA, Pleiß folgte ein paar Jahre später. Hines und Slaughter feierten bei europäischen Spitzenklubs Euroleague-Triumphe.

„Es wäre schön gewesen, wenn wir einige länger hätten halten können“, sagt Fleming, der später selbst in die NBA gelockt wurde: „Aber man freut sich natürlich, wenn es Spielern gut geht, die hart für einen gearbeitet haben.“