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Michael Pappert - Der Männersportler, der mit Physis und Athletik einen neuen Ton setzte

Michael Pappert gilt in den achtziger Jahren unter den deutschen Spielern als der Prototyp des modernen Flügelspielers. Mit seiner Athletik und seiner physischen Spielweise setzt der Kapitän.

1988

Michael Pappert gilt in den achtziger Jahren unter den deutschen Spielern als der Prototyp des modernen Flügelspielers. Mit seiner Athletik und seiner physischen Spielweise setzt der Kapitän der Nationalmannschaft einen neuen Ton in der Bundesliga.

Der ehemalige DBB-Präsident Manfred Ströher nennt ihn „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten, die der deutsche Basketball erlebt hat“, und Otto Reintjes, damals Manager in Leverkusen, bezeichnet ihn als „den besten deutschen Flügelspieler seiner Ära“. Michael Pappert selber sind derlei Lobeshymnen unangenehm: „Ich bin eher zufällig da rein gestolpert“, sagt er. Basketball übt auf ihn anfangs keine Faszination aus, erst als an seinem Aachener Couven-Gymnasium „lange Leute“ für eine Schulmannschaft gesucht werden, wird der gebürtige Hamburger aufmerksam.

Schnell findet Pappert Gefallen und schließt sich als B-Jugendlicher der DJK Frankenberg an. Bis zum Abitur hält der zwei Meter große Flügelspieler den Aachenern die Treue, ehe er mit 19 Jahren zum SSV Hagen in die Bundesliga wechselt. Mit den Westfalen belegt er am Ende den vierten Platz, bevor der für seine Laufbahn prägendste Abschnitt anbricht: Für zwei Jahre geht er 1977 an die University of Redlands nach Kalifornien, wo er sich das Rüstzeug für seine Karriere holt. „Das Training war knüppelhart, aber abwechslungsreich und gut dosiert. Täglich ging es für zweieinhalb Stunden zur Sache. Dazu kam noch separates Schusstraining“, erzählt Pappert.

Deutlich robuster zurück in Deutschland schließt er sich dem BSC Saturn Köln an und merkt schnell, dass er nicht nur mithalten, sondern dominieren kann. Vor allem durch seine Physis und Sprungkraft hebt er sich von anderen deutschen Spielern ab. Wer sich mit ihm misst, muss sich auf harten Männersport einstellen. „Ich war nie ein Fan des Krafttrainings, aber am College gehörte es einfach dazu“, sagt er. In vier Monaten trainiert er sich damals zehn Kilo Muskelmasse an; statt 88 Kilo wie zu Hagener Zeiten wiegt er bald 98. In Köln hat er schnell den Spitznamen „Die Wade“ weg. Was die Athletik und das körperliche Spiel angehe, habe er schon eine neue Dimension in die Bundesliga gebracht, sagt er. Bei aller Dynamik ging von Papperts Eleganz aber auf dem Spielfeld nichts verloren.

"Bei Michael sahen alle Bewegungen sehr flüssig aus, das war alles wie aus einem Guss. Und trotz seiner individuellen Fähigkeiten hatte er immer ein Auge für den besser postierten Mitspieler."

– Mike Koch

Ein feiner Kerl mit Titelgarantie: 1980 gewinnt Pappert mit Saturn Köln den Pokal, 1981 das Double mit Meisterschaft und Pokal. 1982 verteidigt er mit den Domstädtern den deutschen Meistertitel, ein Jahr später folgt ein weiterer Pokaltriumph. 1985 wechselt der Forward zum rheinischen Rivalen Leverkusen und gewinnt mit Bayer auf Anhieb erneut das Double, 1987 folgte mit dem Pokalsieg Papperts letzter nationaler Titel. Nach 16 Jahren beendet er 1989 seine Karriere in der Bundesliga. „Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die erste Meisterschaft mit Köln - ein Gefühl, etwas Besonderes geschafft zu haben. Auch dass wir nach meinem Wechsel nach Leverkusen direkt das Double geholt haben, war toll“, sagt er.

Nicht weniger beeindruckend als seine Titelsammlung ist Papperts Karriere in der Nationalmannschaft: Zwischen 1977 und 1988 trägt er 169 Mal das Trikot mit dem Adler auf der Brust, dreimal – 1981, 1983 und 1987 – nimmt er an Europameisterschaften teil. Höhepunkt sind die Olympischen Spiele 1984, bei denen er die DBB-Auswahl als Kapitän anführt. Unvergesslich bleibt für ihn die Partie gegen die USA. Seinerzeit geht gerade der Stern von Michael Jordan auf, im Team von Bobby Knight stehen mit Patrick Ewing und Chris Mullin weitere künftige Mitglieder der NBA-Hall of Fame. „Wir haben an diesem Tag ein gutes Spiel gemacht, und die Amerikaner waren hinterher sauer, weil sie uns nicht so deutlich geschlagen haben wie die anderen Konkurrenten“, sagt Pappert. „Der Name Michael Jordan war uns damals natürlich schon ein Begriff, und man konnte sehen, dass er ein außergewöhnlicher Spieler war; den Hype, der später um ihn entstand, konnte man da aber noch nicht erahnen.“ Pappert erzielt in acht Spielen 58 Punkte und belegte am Ende mit der deutschen Mannschaft den achten Rang.

Fünf Jahre später verlässt er Leverkusen, nachdem die Bayer-Truppe gegen Steiner Bayreuth sowohl im Pokal- als auch im Meisterschaftsfinale den Kürzeren gezogen hat. Seine aktive Karriere lässt er beim Oldenburger TB ausklingen, wo er später auch als Trainer tätig ist.

Heute unterrichtet der Diplom-Sportlehrer an der Otto-Kühne-Schule im Bonner Stadtteil Bad Godesberg. Nebenbei arbeitet er als Trainer in einem Fitness-Studio, das er auch selber regelmäßig nutzt. „Für mich ist das wichtig, um als 58-Jähriger einigermaßen in Form zu bleiben“, sagt er. Und wenn er seine Basketball-Karriere mit einem Satz beschreiben müsste? Michael Pappert muss nicht lange überlegen: „Jede Menge Spaß!“