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Brüderpaare in der Bundesliga: Tischler, Weathers, Uhlig, Andres, Koch, Stein, Barry, Rohdewald, Weathers...

Immer wieder gab es Brüderpaare, die zeitgleich in der Bundesliga aktiv waren – im gleichen Team, aber auch gegeneinander. Einige davon stellen wir an dieser Stelle vor.

2021

Immer wieder gab es Brüderpaare, die zeitgleich in der Bundesliga aktiv waren – im gleichen Team, aber auch gegeneinander. Einige davon stellen wir an dieser Stelle vor.

Stefan und Michael Koch

In der mittelhessischen Kleinstadt Lich macht sich Anfang der achtziger Jahre nicht nur der spätere Weltklasse-Guard Michael Koch auf den Weg zu seiner Karriere, auch sein Bruder trifft eine folgenschwere Entscheidung: Statt auf dem Feld zu stehen, steht Stefan am Rand. Nachdem er seinen Heimatverein TV Lich als Trainer in die zweite Liga geführt hat, steht er 1994 bei der BG Bramsche/Osnabrück erstmals in der ersten Liga an der Seitenlinie. 1999 wechselt er vom MTV Gießen zum neu gegründeten hessischen Rivalen Frankfurt SKYLINERS, mit dem er 2000 prompt Pokalsieger und Trainer des Jahres wird. Nach Stationen in Österreich und Karlsruhe führt er die GIESSEN 46ers 2005 spektakulär ins Halbfinale, wird wieder Trainer des Jahres und beginnt, sich nun auch wieder mit seinem Bruder zu duellieren, der inzwischen das Traineramt in Bonn übernommen hat. Nach Stationen in Quakenbrück und Würzburg ist er inzwischen als TV-Kommentator tätig – und auch hier einer der am meisten geschätzten Männer in diesem Metier.

Stefan Koch (links) mit Calvin Oldham (mitte) und Bruder Michael Koch (rechts).

Nicholas und Brandon Tischler

Die Zwillinge Brandon und Nicholas Tischler wurden am18. August 2000 in Bamberg geboren. Früh begannen sie gemeinsam beimJugendverein Bischberg Baskets mit dem Basketball. Über den Nachwuchsbereichvon Brose Bamberg bzw. DJK Bamberg kamen beide früh in die BARMER 2. BasketballBundesliga, bevor sie 2021 gemeinsam zu den Basketball Löwen Braunschweig indie Bundesliga wechselten. In Braunschweig erhielten sie Doppellizenzen fürEinsätze in der Regionalliga sowie easyCredit BBL und entwickelten sich Schrittfür Schritt zu Leistungsträgern. Im Sommer 2024 trennten sich ihre Wegeerstmals: Nicholas wechselte zu den NINERS Chemnitz, Brandon zu den MHP RIESENLudwigsburg.

Michael und Marcus Weathers

Die Zwillingsbrüder Michael und Marcus Weatherswuchsen in Kansas auf und spielten schon in der High School gemeinsamBasketball – dort wurden sie zu den besten Scorern ihres Teams. Auch in ihrerCollege-Zeit kreuzten sich 2021/22 bei den SMU Mustangs ihre Wege. Nachwechselnden Profilaufbahnen im Ausland – Marcus in Polen, der Türkei und Taiwansowie Michael in Österreich konnten sich beide zur Saison 2025/26 ihr Zielerfüllen, gemeinsam in Europa Basketball zu spielen. Marcus wechselte zu seinemBruder Michael nach Heidelberg und läuft fortan ebenfalls für die MLP AcademicsHeidelberg auf.

Richard „Scooter“ und Drew Barry

Rick Barry hat eine Menge Auszeichnungen, unter anderem war er NBA-Champion, Finals-MVP, Allstar-MVP und Rookie of the Year. Vor allem aber wurden vier seiner Söhne ebenfalls Basketball-Profis und zwei von ihnen spielten auch in der Bundesliga: 2000 unterzeichnet Drew Barry einen Vertrag bei Brandt Hagen und zeigt im Trikot der „Zwiebäcke“, dass er in Sachen Talent zweifelsohne nach seinem Vater kommt. Mit 15 Punkten und 5,7 Assists pro Spiel ballert er die Hagener zum Klassenerhalt.

Richard, den alle nur Scooter nennen, wird 1988 mit den Kansas Jayhawks NCAA-Champion und ist 1992 erstmals in Braunschweig aktiv. Drei Jahre später ist er im Trikot der Hertener Löwen mit 17 Zählern im Schnitt einer der besten Punktesammler der Liga. Auch nach dem Wechsel zurück nach Niedersachsen ist der Point Guard in den folgenden zwei Jahren unter den besten Scorern der Liga zu finden – zudem gibt 1997/1998 niemand mehr Assists als er. Danach geht’s zum MTV Gießen: Dort erreicht er 1999 das Pokalfinale gegen ALBA BERLIN und wird in der darauffolgenden Saison All Star. Nachdem er 2005 gemeinsam mit Henrik Rödl und Michael Koch die A-Lizenz als Trainer macht, aber keinen Job in Deutschland findet, geht er zurück in die USA.

Jacob und Johannes Patrick

Die Patrick-Brüder stammen aus einer Basketball-Familie:
Ihr Vater ist der langjährige Ludwigsburger Head Coach John Patrick.

Johannes und Jacob Patrick im Jahr 2001 und 2003 geboren, starteten ihre Basketballkarriere beim ASC 1864 Göttingen sowie bei der BG 74 Göttingenund wechselten später zur BSG Ludwigsburg. Schon früh gelang beiden der Sprungin die höchste deutsche Spielklasse: Johannes gab seinen Bundesliga-Einstand imMai 2019 bei den MHP RIESEN Ludwigsburg. Nur wenig später folgte Jacob‘s Debüt– im Juni 2020 ebenfalls für die RIESEN. Im Jahr 2024 wurden beide gemeinsam indie deutsche A2-Nationalmannschaft berufen. Im letzten Sommer trennten sich dieWege der beiden, als Jacob an die University of Utah wechselte.

Jan und Götz Rohdewald

Mehr als 300 Bundesligaspiele in zwölf Jahren hat Jan Rohdewald absolviert, trotzdem ist er 2008 überrascht, als er als All Star nominiert wird. Gar für einen Tippfehler hält der Scharfschütze es, dass er auflaufen soll. Dabei hätte man meinen können, ihn könne nichts mehr überraschen: Als Aufsteiger mit den Telekom Baskets Bonn erreicht er 1997 direkt das Finale, mit Bamberg die Playoffs und mit Ludwigsburg den Klassenerhalt. Sein größter Erfolg ist allerdings der Pokalsieg mit den Artland Dragons 2008 – kurz nach seinem Auftritt als All Star.

Manchmal sieht der Flügelspieler mit der linken Klinke im gegnerischen Team ein bekanntes Gesicht: Seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Götz. Zu Bonner Zeiten noch im Training, als beide die Schuhe für die Baskets schnüren. Später steht Götz bei den EWE Baskets Oldenburg unter Vertrag – so sind die Derbys zwischen Quakenbrück und den Donnervögeln immer auch „family business“. Während Götz nach der Karriere noch kurz als Trainer beim Heimatverein der beiden, dem UBC Münster, tätig war, ist Jan als Spielerberater immer noch ein bekanntes Gesicht in der  BBL.

Jörg Lütcke

Jörg und Niklas Lütcke

Wenn sich Jörg und Niklas Lütcke heute in ihrer Heimatstadt Berlin treffen, stehen sich die zwei Brüder als Arzt und Rechtsanwalt gegenüber. Am 2. April 2000 trägt Jörg noch das Trikot von ALBA BERLIN, Niklas jenes der Frankfurt SKYLINERS – und beide duellieren sich um den Titel des deutschen Pokalsiegers. Am Ende feiert Niklas – doch Jörg kann seinem ein Jahr älteren Bruder diesen Sieg gönnen: Mit sieben Meistertiteln, fünf Pokalsiegen und dem WM-Bronze von 2002 kann der Small Forward auf eine beeindruckende Titelsammlung zurückblicken. Nach der Jugend bei TuS Lichterfelde bleibt er in der Hauptstadt und ist Teil der goldenen Ära der Albatrosse. Nebenher widerlegt er auch den Spruch „Das Glück ist mit den Tüchtigen“: Denn er, der auf dem Feld ackert wie kaum ein Zweiter, reißt sich drei Mal binnen fünf Jahren das Kreuzband und muss nach zwei Jahren in Köln 2005 seine Karriere beenden. Das Schicksal bleibt seinem Bruder erspart: Neben seiner Zeit beim MTV Gießen absolviert er an der Justus-Liebig-Universität sein Jurastudium, spielt danach noch für Bamberg und Frankfurt, ehe nach dem ersten Staatsexamen ganz selbstbestimmt Schluss ist mit Beletage-Basketball.

Harald und Lothar Stein

Als die SG Braunschweig 1988 in die Bundesliga aufsteigt, kann man sich vor dem Namen „Stein“ kaum retten: Eckhard Stein ist nicht nur Mitbegründer des Vereins, sondern auch Trainer, neben ihm coacht sein Sohn Lothar. Auf dem Parkett steht dessen Bruder Harald als bester Punktesammler – und Lothar selbst, der nicht nur Co-Trainer, sondern auch Spieler ist. Doch neben dem Dreier, den er über seine gesamte Karriere hinweg äußerst hochprozentig versenkt, liegt auch Harald das Coachen im Blut: Schon seit 1981 trainiert der viermalige All Star Jugendmannschaften in Braunschweig, später auch in Oberelchingen, Gießen und Frankfurt. Seit 2010 ist er U16-Bundestrainer. Sein Bruder Lothar hingegen hat das Taktikbrett an den Nagel gehängt und arbeitet an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Armin und Thomas Andres

Zwei Leitwölfe in einem Team – das kann schwierig sein. Doch Armin Andres, Point Guard mit Führungsanspruch, weiß genau, worauf er sich einlässt, als er 1991 zum MTV Gießen wechselt, wo er die nächsten vier Jahre verbringen wird. Der Leitwolf dort heißt nämlich Thomas Andres und ist sein kleiner Bruder. Der Linkshänder und gute Distanzschütze Armin ist der Talentiertere der beiden. Mit 146 Spielen in der Nationalmannschaft gibt es nur wenige, die öfter im DBB-Trikot aufliefen. Der fünf Jahre jüngere Thomas dagegen ist eine Kämpfernatur, bei dem die Gegenspieler 40 Minuten lang nichts zu lachen haben. In Gießen ist er deswegen – und wegen seines unnachahmlichen Zugs zum Korb – Publikumsliebling, bleibt insgesamt acht Jahre an der Lahn.

Zweieinhalb Jahre davon spielt er unter seinem Bruder, der nach dem Ende seiner Spielerkarriere inzwischen als Trainer den MTV übernommen hat. Während Thomas später nur mal seinen Heimatverein Rosenheim in der Regionalliga coacht, bleibt Armin zunächst im Trainergeschäft und steht bei seinen früheren Klubs in Bamberg, Hagen und nochmals Gießen an der Seitenlinie, später auch in Köln. Zudem wird er als Assistenztrainer der Nationalmannschaft 2002 in Indianapolis WM-Dritter. Seit 2014 ist Armin Andres DBB-Vizepräsident für Leistungssport.

Armin Andres

Georg, Thomas und Hans Kämpf

Basketball in Bayreuth ohne den Namen Kämpf? Gibt’s nicht! Gemeinsam bilden die drei Brüder das Herzstück der Bayreuther Aufstiegsmannschaft 1976– vor allem dank des fleißigen Punktesammlers Georg. Der ballert Bayreuth nicht nur in schöner Regelmäßigkeit zum Klassenerhalt, sondern sich selbst 1982/83 auch zum Scorer-Titel der Bundesliga. Nach einer Saison in Berlin kehrt „Schorsch“ 1984 zurück nach Oberfranken und wird vier Jahre später Pokalsieger, ehe er seine Spielerkarriere in der Regionalliga ausklingen lässt. Seitdem ist der beste Scorer der Bayreuther  Bundesliga-Geschichte (4.788 Punkte) als Trainer unterwegs, unter anderem in Ludwigsburg, Tübingen und beim FC Bayern München unter Vertrag gewesen.

Jochen und Günter Pollex

„Der eine Defense-Spezialist, der andere Distanzschütze“ – so beschreibt noch heute die Website von Phoenix Hagen die Pollex-Brüder. Während Günter sich der Verteidigung verschrieb, war sein Bruder Jochen von außen brandgefährlich: Der 1,86 Meter große Guard spielt in der Premierensaison der Bundesliga 1966/67 zunächst beim TSV Hagen, wechselt aber schon nach einem Jahr zum Lokalrivalen SSV. Zwei Jahre später zieht es ihn zum aufstrebenden TuS Leverkusen, wo er binnen drei Jahren drei Mal den Titel gewinnt und zwei Mal Pokalsieger wird. Ab 1971 sind die Brüder wieder vereint, als auch Günter Pollex aus Westfalen ins Rheinland wechselt und gemeinsam mit seinem Bruder 1972 die Meisterschaft feiert. Nachdem Jochen an den Olympischen Spielen in München teilnimmt, geht es für die Brüder aber wieder zurück in die Heimat – den Erfolg nehmen sie praktischerweise mit. Zwei Jahre darauf feiern sie 1974 die bis heute einzige Hagener Meisterschaft und bilden gemeinsam mit Jimmy Wilkins ein starkes Trio auf den kleinen Positionen, das ein Jahr darauf auch den Pokal an die Volme holt.

Volkhard und Helmut Uhlig

Streng genommen dürften die Uhlig-Brüder in dieser Liste nicht auftauchen, denn Volkhard Uhlig spielte, im Gegensatz zu seinem Bruder, nicht eine Sekunde in der Bundesliga. Denn anders als Helmut bleibt der Ältere der beiden zeit seiner Karriere in der DDR und gilt noch heute als der beste Spieler, den der Arbeiter- und Bauern-Staat je hervorbrachte. Mit 168 Länderspielen ist er Rekordnationalspieler des DBV, dessen letzter Präsident er 1989 wurde.

Sein Bruder dagegen setzt sich 1963 nach einem Europapokalspiel in der Schweiz nach Westdeutschland ab. Nach einem einmaligen Gastspiel beim MTV Gießen (eines der zentralen Aufnahmelager für DDR-Flüchtlinge befand sich an der Lahn) spielt er zunächst für Alemannia Aachen, bevor er zum VfL Osnabrück wechselt. Bei den Niedersachsen ist er nicht nur Spielmacher und Kapitän, sondern auch die ersten drei Jahre lang zugleich Headcoach. Nachdem er 1969 – nur noch als Spieler – den Meistertitel gewinnt, wird er zum „Basketballer des Jahres“ gewählt. Zwei Spielzeiten beim USC München folgen drei weitere in Osnabrück sowie zwei Jahre beim TSV Quakenbrück, ehe er 1975 seine Karriere beendet. Helmut Uhlig starb am 22. Juli 2014 im Alter von 71 Jahren in Osnabrück.

Dr. Volkhard Uhlig (links) und Helmut Uhlig (sitzend).