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Klaus Nürnberger und die Wolfenbütteler Schulfreunde fürs Leben

In Wolfenbüttel fangen ein paar Schulfreunde an, Basketball zu spielen. Daraus entwickelt sich eine Truppe, die 1963 Jugendmeister und 1972 Pokalsieger wird und noch heute bei den Seniorenmeisterschaf

1972

In Wolfenbüttel fangen ein paar Schulfreunde an, Basketball zu spielen. Daraus entwickelt sich eine Truppe, die 1963 Jugendmeister und 1972 Pokalsieger wird und noch heute bei den Seniorenmeisterschaften aufläuft.

Leichtathletik, Turnen und Handball sind bis in die fünfziger Jahre die Stützpfeiler des MTV Wolfenbüttel – dann kommt diese aufregende neue Ballsportart in die Lessingstadt: Basketball. Kurze Zeit später bereits findet sich die erste MTV-Mannschaft zusammen. Einer, der das Wolfenbütteler Spiel in der Zeit prägt, ist Klaus Nürnberger. Seine wichtigste Amtshandlung ist es dabei, sich als Spieler frühzeitig zurückzuziehen und sich auf das Coachen zu konzentrieren. Den Trainerausweis des DBB mit der Nummer 1 hat Nürnberger heute noch – bei Yakovos Bilek, dem damaligen Bundestrainer, steht die 2 im Ausweis.

"Der DBB musste damals sogar die Urkunden umschreiben, weil sowieso alle den USC als Meister gesehen hatten."

– Jürgen Wohlers

In der Saison 1962/63 kommt der erste Titelerfolg: Der große USC Heidelberg und ganz überraschend der MTV Wolfenbüttel bestreiten in der Frankfurter Jahrhunderthalle das Endspiel um die Deutsche Jugendmeisterschaft. Noch überraschender: Underdog Wolfenbüttel gewinnt das Finale gegen den Favoriten – und zwar deutlich mit 56:40. „Der DBB musste damals sogar die Urkunden umschreiben, weil sowieso alle den USC als Meister gesehen hatten“, sagt Jürgen Wohlers. Damit fängt alles an, eben jenes Meisterteam bildet den Kern der späteren Bundesliga-Truppe. Dieser besten Generation des Wolfenbütteler Basketballs gehören neben Wohlers auch Manfred Ammon und Volkmar Knopke an. Der 2013 verstorbene Knopke wird 1968/69 und in der Saison darauf Topscorer der Liga, aber nie Nationalspieler und spielt niemals woanders als beim MTV. Als Schlüssel für die Erfolge werden vor allem eben diese besondere Verbundenheit mit der Heimat und der Zusammenhalt untereinander gezählt: Viele der Spieler gehen seit der Schulzeit gemeinsam auf Korbjagd. Ab 1958 spielen die Freunde in der Oberliga, der damals höchsten Spielklasse. 1965 erreicht das Team erstmals die Endrunde um die deutsche Meisterschaft, scheidet aber früh gegen den MTV Gießen aus. Dann startet die Bundesliga und Wolfenbüttel ist vom ersten Tag an dabei.

Sechs Jahre später, 1972, geht der deutsche Pokal an die einstigen Jugendmeister. Die Schulfreunde haben sich zu dem Zeitpunkt bereits Verstärkung geholt: Mihai Albu. Dass der Rumäne in die Lessingstadt wechselt, ist eine echte Sensation. In jenen Jahren gilt er als Weltstar, wird in den Sechzigern mal zum besten Aufbauspieler Europas gewählt. In der ersten Saison für den MTV kann Albu allerdings nicht antreten. Er wird an der Ausreise gehindert. Die Wolfenbütteler legen in der Liga eine Saison zum Vergessen hin. Zwei Tage vor dem ersten Spiel im Pokalwettbewerb, der damals nach der Saison ausgetragen wird, trifft Albu in Wolfenbüttel ein und hält am Ende die Trophäe in den Händen.

Nationalspieler Jürgen Wohlers (mitte) im Spiel gegen die Niederlande.
Klaus Nürnberger, rechts

In den Siebzigern wird die Doppelsporthalle am Landeshuter Platz zur Festung. Wenn am Sonntagvormittag wegen der Sonne die Vorhänge zugezogen werden, wissen selbst die besten Teams der Bundesliga, dass es schwer wird. Die Schulfreunde aus Wolfenbüttel sind mittlerweile eine beinharte Truppe, die zu Hause drei Jahre lang kein Ligaspiel verliert. Die mannschaftliche Geschlossenheit wird ergänzt durch herausragende Einzelkönner wie Wohlers und Knopke. „Die beiden waren damals die herausragenden Spieler“, sagt Erfolgscoach Klaus Nürnberger heute. „Knopke war ein Naturtalent. Wohlers dagegen trainierte wie ein Berserker.“ Nach dem Abgang dieser Generation folgt eine zweite, die 1982 mit dem erneuten Pokalsieg auch noch aufhorchen lässt. Es ist der letzte Erfolg. Zwei Jahre später endet die Bundesliga-Ära Wolfenbüttels durch den Abstieg in die zweite Liga … aber die alten Schulfreunde von damals treten noch heute bei Seniorenmeisterschaften zusammen an.