„Wir haben im Liegen geduscht“ - Heidelbergs Center-Legende Didi Keller im Interview
Heidelbergs Center Didi Keller über seine schönste Meisterschaft, den Walzerschritt, quälende Trainingseinheiten, eine Spielerrevolte und seinen Mister Outside.
Heidelbergs Center Didi Keller über seine schönste Meisterschaft, den Walzerschritt, quälende Trainingseinheiten, eine Spielerrevolte und seinen Mister Outside.
Didi, mit welchem Spieler der jüngeren Vergangenheit würdest du dich vergleichen?
Didi Keller: Damals und heute sind schwer zu vergleichen. Ich bin 2,09 Meter und war reiner Brettcenter; die langen Jungs heute spielen anders, löten Dreier drauf. Terry Schober, mein Trainer in Mainz, dagegen sagte mir immer: 'Wenn du von außerhalb der Zone schießt, nehme ich dich vom Platz.'
Erzähl uns von deinem Walzerschritt.
(lacht) Mein Markenzeichen. Ich habe eine Täuschung nach links oder rechts gemacht, bin dann auf der anderen Seite vorbei, unter dem Gegner durch und habe mit Unterhandwurf abgeschlossen. Aber tänzerisch war das nicht; ich habe gerne getanzt – aber lieber mit Frauen.
Was brachte dich zum Basketball?
Eigentlich komme ich vom Tennis. Irgendwann sah mich Schober und meinte, dass ich Basketball spielen solle. Da war ich 21 Jahre alt und eineinhalb Jahre später Nationalspieler. 1971 wechselte ich nach Leverkusen und wurde dort mit einer der stärksten Mannschaften in der Geschichte der Bundesliga ungeschlagen Deutscher Meister. Wir waren so überlegen, dass es egal war, in welcher Formation wir spielten. Wir hatten sechs, sieben Nationalspieler und unseren Amerikaner John Ecker. Hat Spaß gemacht, aber wenn du zu stark bist, geht irgendwann der Reiz verloren.

Warum trotzdem 1972 der Wechsel zum USC Heidelberg?
Ich bekam eine Stelle bei dem Pharma-Unternehmen Boehringer in Mannheim. Das war damals so: Wir hatten alle einen richtigen Beruf oder waren Studenten. In Heidelberg spielte ich zusammen mit Hans Riefling, Aufbauspieler mit einem super Schuss von außen und – für mich wichtiger – einem tollen Auge für seine Mitspieler. Wir passten wunderbar zusammen, wurden Mister Outside und Mister Inside genannt.
Wieso wurde euer Meistertrainer Dick Stewart in der Saison nach der Meisterschaft 1973 gefeuert?
Das haben Hans und ich veranlasst. Der Grund war ganz simpel: Sein Training war zu hart! Stewart war an der amerikanischen Highschool in Heidelberg der Trainer des American-Football-Teams. Der hat uns nach dem Training 30 Sprints machen lassen. Schusstraining dagegen gab es so gut wie nie.

Die erste Trainerentlassung in der Geschichte der Bundesliga – weil die Spieler nicht so hart trainieren wollten?
Stewart hat keine Rücksicht auf uns genommen. Später stellte sich raus, dass er dachte, dass wir in der trainingsfreien Zeit in der Halle sind und schießen. Der wusste anscheinend gar nicht, dass wir berufstätig sind. Die faulen Studenten haben natürlich gepennt bis um elf Uhr am Mittag, aber Hans und ich waren berufstätig. Wir konnten das nicht durchhalten. Er hat uns so kaputt gemacht, dass ich kaum noch krabbeln konnte. Wir haben im Liegen geduscht, so fertig waren wir. Ein Jahr lang ging das gut, aber das zweite Jahr war zu viel. Er war ein netter Kerl, aber was zu viel ist, ist zu viel.
1977 hast du nach dem Gewinn des Doubles deine Karriere beendet. Eine besondere Saison zum Abschluss?
Ach, nee, da war ich schon ausgelaugt. Ich konnte zwar noch mithalten, aber war doch ziemlich kaputt. Die Knie haben nicht mehr gehalten. Heute machen die Spieler stundenlang Stretching, aber wenn sich bei uns einer gedehnt hat, fragten die anderen, was das für ein Mist sei. Wir haben einfach den Ball in die Mitte geworfen und dann ging’s los. Aber das Double an sich war neben den Olympischen Spielen schon etwas Besonderes.